Die Gründerszene braucht endlich einen Chefkümmerer. Ein Kommentar zur Gründerwoche 2016

Häufig wird es gepriesen, das „Gründerland Deutschland“ – vor allem zu passenden Anlässen, wie der aktuell stattfindenden Gründerwoche in Deutschland. Gegenseitiges „auf die Schulter klopfen“ inklusive. Schließlich finden laut Bundeswirtschaftsministeriums rund 1500 Veranstaltungen in einer Woche statt. Das ist schon `was. Um Missverständnisse zu vermeiden: Veranstaltungen dieser Art sind absolut begrüßenswert, der Fokus auf Unternehmensgründungen sowieso.

Doch das allein reicht nicht aus. Dass es in Deutschland bislang nicht gelungen ist, das Ruder herumzureißen und das Thema Unternehmensgründung als eine attraktive berufliche Perspektive erfolgreich zu vermitteln, ist ein Armutszeugnis. Die jahrelang rückläufigen Gründerzahlen sind statistisch belegt und zeigen schonungslos auf: Der Abwärtstrend konnte bislang noch immer nicht gestoppt werden. Zu dieser Selbstkritik sollten wir als diejenigen, die wir uns im Gründergeschäft betätigen, fähig sein. Der häufig bemühte Verweis auf einen soliden Arbeitsmarkt als Ursache für weniger Gründer greift dabei zu kurz.

Was wir dringend brauchen ist eine universale Kampagne, in der sich alle führenden Akteure aus Politik, Wirtschaft und Medien zusammentun und gemeinsam aktiv werden. Was fehlt ist ein prominenter „Chefkümmerer“, der die Initiative in die Hand nimmt und öffentlichkeitswirksam vorantreibt. Halbgarer Aktionismus bewegt nichts, wie die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt.

Welche Kernelemente wir in einer solchen Kampagne sehen wollen:

  • Den Stellenwert des Unternehmensgründers als Motor für die Schaffung neuer Arbeitsplätze gesamtgesellschaftlich anheben und in den Vordergrund stellen. Das gilt allen voran an allen Schulen bundesweit. Ein Ziel, das sich mit prominenten und damit kampagnenfähigen Gesichtern gut erreichen lässt.
  • Gründungsförderung gesetzlich neu auf stabile Beine zu stellen. Die bisherige Regelung über den Gründungszuschuss bei der Bundesagentur für Arbeit ist ineffizient und dort falsch aufgehoben. Arbeitsagenturen verstehen sich als Jobvermittler und nicht als Begleiter in die Selbständigkeit. Angehende Unternehmer melden sich sehr häufig nur für kurze Zeit arbeitslos, nur um einen Anspruch zu haben. Das ist absurd.
  • Es gehören stärker Praxisbeispiele in die Öffentlichkeit. Unternehmer, die offen und transparent mit ihren – positiven wie negativen – Erfahrungen umgehen und diese als echte Vorbilder kommunizieren.

Die Devise muss lauten: Motivation statt Abschreckung. Chancen und Potentiale aufzeigen. Berufliche Eigenständigkeit als attraktive Perspektive vermitteln. Das muss die Vision der Kampagne sein. Wer übernimmt? Der DFV ist mit dabei.

Kommentare