Experte Tim Dorbandt über die kleinen und größeren Schritte der Digitalisierung

Wir sind im Gespräch mit Tim Dorbandt, Technologie-Experte bei der Firma aConTech. Er berichtet uns aus seinem Tagesgeschäft rund um das Thema Digitalisierung. Als Referent beim Zertifikatslehrgang Digitalisierungsmanager (IHK) gibt er dieses Wissen an Geschäftsführer und (angehende) Führungskräfte weiter, die ihr Unternehmen sicher und zielgerichtet in die vierte industrielle Revolution führen wollen. Ausführlichere Informationen zu Tim Dorbandt sowie dem Lehrgang finden Sie auf digitalsierungsmanager.de

Danke Tim, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Was sind eigentlich die Digitalisierungsfragen, mit denen Deine Kunden am häufigsten zu Dir kommen?

Häufig werde ich zur Digitalisierung eines bestimmten Bereichs angefragt – der Fehler liegt hierbei meist in der Annahme, dass Digitalisierung sich auf die Einführung bzw. Nutzung einer neuen Technologie beschränkt. Meist ist es die Frage „Wie bringe ich meine Technik auf den neuesten Stand?“, die dann dazu führt, sich von Digitalisierung einen Begriff zu machen oder – und das ist häufig der Fall – den bis dato geprägten Begriff für das eigene Unternehmen neu und umfassender zu definieren.

Welche Erfolgsgeschichten hast Du dabei schon erlebt?

Einer unserer unaufwendigsten und zugleich schönsten Erfolge war es, die Außendienstarbeiter mit Smartphones an die Unternehmensdienste anzubinden. Um einen Schaden auf einer Baustelle zu beheben, mussten die Mitarbeiter vorher zum Ort hinfahren, den Schaden protokollieren, zurück ins Büro fahren, um dann am nächsten Tag den Schaden zu beheben. Durch kleinere logistische Optimierungen und die mobile Bildübertragung konnte dieser Prozess von mindestens zwei Tagen auf ein paar Stunden reduziert werden. Zudem entstand vermehrt der Wunsch, flexibel und mobil arbeiten zu können – diese kleine Änderung führte also zu einem Wandel der Arbeitskultur.

Was ist Deiner Meinung nach die größte Digitalisierungs-Herausforderung für Deine Kunden?

Ich denke die größte Herausforderung ist es, sich kontinuierlich auf dem neuesten Stand zu halten und immer wieder zu bewerten, wie neue oder veränderte Technologien und auch andere gesellschaftliche Einflüsse sinnvoll und zu passender Zeit für das Unternehmen genutzt werden können. Unternehmen, die solche Veränderungen verschlafen, werden gnadenlos von Mitbewerben überholt. Besonders herausfordernd ist es dabei, dass Unternehmen damit konfrontiert werden, lange etablierte Produktionsabläufe und Strategien zu überdenken und diese teileweise sogar verwerfen zu müssen.

Wie kann Dein Part beim Digitalisierungsmanager den Teilnehmern konkret helfen, ihr Unternehmen zu digitalisieren?

Nun, wer einen technologischen Trend nicht kennt und dessen Auswirkungen nicht versteht, kann ihn auch nicht für sich bewerten. Meine Aufgabe ist es, am Zahn der Zeit zu sein und Technologie begreiflich zu machen und zu zeigen, wie man sich in diesem rasant wachsenden Bereich zurechtfindet.

Welche konkreten Schritte sind nötig, um beim Thema durchzustarten?

Gerade wenn es um die Einführung neuer IT-Systeme geht, wird häufig zunächst nach Gründen gesucht, warum das Neue schlecht ist. Datenschutz und Sicherheitsbedenken werden als Argumente angeführt, sich nicht einmal mit bestimmten Technologien auseinanderzusetzen. Mein Tipp: Erst den Nutzen herausstellen, dann Risiken analysieren und anschließend Maßnahmen finden, diese zu beseitigen. Es kann immer passieren, dass sie schlussendlich zu einem KO-Kriterium gelangen – dies ist jedoch eher die Seltenheit.

Was würden Sie sich rund um das Thema Digitalisierung wünschen?

Von meinen Kunden brauche ich mir kaum etwas zu wünschen – es ist eher der große Teil in Deutschland, der das Thema ignoriert oder versucht, es auf einen einzelnen Bereich einzugrenzen. Gerade letzteres ist das weitverbreitetste Problem. Digitalisierung erfordert Umdenken und den Willen alles – und auch sich selbst – in Frage zu stellen.

Achso: Bitte keine Analog & Digital-Vergleiche mehr. Und keine Abgrenzung zu anderen Welten. Wir leben in einer Welt – virtuelle Grenzen schaffen nur noch mehr Probleme. Die Einflüsse betreffen mittlerweile alle Bereiche unseres Lebens und Themen wie Cyber-Mobbing und Hass-Postings hätten es nie soweit schaffen können, wenn man sie von Anfang an so betrachtet hätte, wie in anderen Bereichen des Lebens.

Tim, vielen Dank für dieses Gespräch!

Der nächste Lehrgang findet im Übrigen vom 06.09.2017 – 28.11.2017 in Berlin und Erfurt statt. Mehr Informationen gibt es unter www.franchise-institut.de

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