Spezialisten diskutieren: das Franchise-Experten Forum 2014

Die Deutsche Franchise Institut GmbH hatte eine Reihe hochkarätiger Experten nach Frankfurt eingeladen, um dort die aktuellsten juristischen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen in Sachen Franchising zu beleuchten und zu diskutieren.
Die Teilnehmer bestanden aus Anwälten, Beratern und Vertretern der Franchisesystemzentralen und erzeugten mit lebhaften Redebeiträgen eine überaus positive Resonanz im Plenum.

Die verschiedenen Programmpunkte und die anschließenden Diskussionen wurden von Rechtsanwalt Prof. Dr. Eckhard Flohr moderiert.

Die Themen
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Internetvertrieb und vertikalen Beschränkungen

Als Vortragender begann Marcel Balz, Referent der Grundsatzabteilung des Bundeskartellamtes, mit seinen Ausführungen zum Internetvertrieb und vertikalen Beschränkungen. Anhand anschaulicher Beispiele erläuterte er nicht nur die grundsätzliche Arbeit des Bundeskartellamtes, sondern führte auch in die gängigsten kartellrechtlichen Fragestellungen ein. Im Zentrum stand die Problematik eines Doppelpreissystems, bei dem stationäre- und Internethändler mit unterschiedlichen Preisstrukturen konfrontiert werden.
Besonders diskutiert wurde die Möglichkeit der Einzelfreistellung, um dieser Problematik zu begegnen oder aber auch vorab bei der Vertragserstellung die Hilfe des Bundeskartellamtes in Anspruch zu nehmen.
Die Möglichkeit für letzteres besteht noch nicht, könnte aber eine sinnvolle Aufgabenergänzung des Bundeskartellamtes in der Zukunft sein.

Controlling und Datenschutz

Anschließend folgten Dr. Hubertus Boehm von der SYNCON GmbH und Jörn Grote von der ETL Franchise GmbH mit ihrem Vortrag zu „Controlling und Datenschutz“.
Im Fokus standen hier auf der einen Seite, die rechtlichen Faktoren einer zentralen Buchhaltung, die eine Gefährdung der Selbstständigkeit der Franchisenehmer bedeutet und auf der anderen Seite aber ein hervorragendes Controlling Instrument darstellen würde.
Vortragende wie auch der Großteil der restlichen Anwesenden, stimmten überein, dass Controlling die zentrale Möglichkeit ist, mit der das unternehmerische Handeln der Franchisenehmer optimiert und somit die Vitalität des gesamten Systems erheblich gefördert werden kann.
Da eine späte Einführung neuer Controlling Mechanismen bei vielen Franchisenehmern auf Unverständnis stößt, ist es unbedingt zu empfehlen ein systematisches Controlling von Anfang an im Systemrepertoire zu haben.

Der richtige Umgang mit der Impressumspflicht

Eine derzeit wiederkehrende Problematik des Franchiserechts ist die Impressumspflicht, welches in der Vergangenheit schon des Öfteren in Beiträgen des DFV diskutiert wurde. In seinem Vortrag „Der richtige Umgang mit der Impressumspflicht“, legte RA Prof. Dr. Karten Metzlaff (Noerr LLP) nicht nur die gängigste Problematiken der Impressumspflicht dar, sondern zeigte auch die erheblichen Differenzen zwischen der Rechtsprechung und der herrschende Lehre auf.
Es wurden aktuelle Urteile und ihre Begründungen beleuchtet und analysiert: Am Ende stand die Erkenntnis, dass die aktuelle Rechtsprechungspraxis noch unbefriedigend ist. Abzuwarten bleibt weiterhin ein hoffentlich klärendes und Rechtssicherheit schaffendes EuGH Urteil zu dieser Problematik.

Risiko und Compliance Management in Franchisesystemen

Direkt aus der Praxis berichtete Dr. Christoph Haag (Rechtsanwalt/ Leiter Recht Fressnapf Holding GmbH). Im Zentrum seines Vortrags „Risiko und Compliance Management in Franchisesystemen“ erläuterte er nicht nur sehr anschaulich, wie er die Einführung eines Compliance System bei Fressnapf erlebte und begleitete, sondern er kam auch auf grundlegende Anforderungen an Compliance zu sprechen. Wesentlich ist demnach eine gute Vernetzung der Compliance Beauftragten und ein möglichst „schlanker“ Aufbau. Eindringlich war der Apell, dass Compliance nicht als Mittel zur Bekämpfung von Risiken gesehen werden sollte, sondern viel mehr der Blick auf die Chancen gerichtet werden sollte, die sich für ein Unternehmen durch Compliance bieten.
Unterschiedliche Ansichten gab es bei der Frage, ob Compliance nur ein Rechtsthema sei oder nicht vielmehr auch Management, Kommunikation und Controlling gleichermaßen einbinde und fordere. Dass die Entwicklung eher in die letztgenannte Richtung geht, ist eine Entwicklung die viele der anwesenden Experten aber bestätigen konnten.

Mögliche Nachfolgereglungen bei Franchisegebern in Franchisesystemen

Eine interessante Kombination der unterschiedlichen Betrachtungswinkel stellten die nächsten Referenten dar. Jil Blumenauer (Franchise Management 3A Immobilien) und Jörg Eckhold (Geschäftsführer Eckhold Consultants) verbanden mit ihrem Vortrag „Mögliche Nachfolgereglungen bei Franchisegebern in Franchisesystemen“ Erfahrungen aus praktischer, wie auch aus beratender Sicht. Jörg Eckhold stellte die grundsätzliche Vorgehensweise bei Nachfolgereglungen dar und legte einen besonderen Schwerpunkt bei Unternehmensbewertung, Nachfolgersuche und Informationspflicht. Jil Blumenauer konnte diese Erkenntnisse aus ihren eigenen Erfahrungen bestätigen. Aus einem, seit drei Generationen bestehenden, Familienunternehmen stammend, hatte sie vorab selbst die Verantwortung über die Unternehmensführung von ihrem Vater übernommen.
Aus diesen beiden Bestandteilen des Vortrags resultierte auch der anschließende Diskussionsschwerpunkt: Dabei wurde klar, dass es sehr hilfreich sein kann einen fließenden Übergang der Unternehmensführung zu schaffen. Die begleitende Beraterrolle des Vorgängers sollte dabei aber auf der anderen Seite auch verbindlich terminiert werden.

Internationalisierung von Franchisesystemen

Dr. Martin Ahlert (Geschäftsführer Internationales Centrum für Franchising & Cooperation) stellte die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Internationalisierung von Franchiseunternehmen dar und präsentierte anschließend die vorläufigen Ergebnisse der Umfrage: „Internationalisierung von Franchisesystemen“.
Zentral waren die Fragen nach der Vorgehensweise und den Erfahrungen in der Implementierung deutscher Franchisesysteme in ausländischen Märkten. Die Umfrage befindet sich noch mitten in der Erhebungsphase, trotzdem konnten bereits erste interessante Erkenntnisse getroffen werden. Dazu gehört z.B. der Umstand, dass auch der Gang in die (vermeintlich) deutschsprachigen Nachbarländer (D,A,CH) regelmäßig unterschätzt wird oder aber auch, dass das direktes Auslandsfranchising und das Masterfranchising die meist genutzten Expansionsvehikel deutscher Franchisegeber sind.

Die Verhandlung internationaler Franchise- und Masterfranchiseverträge

Abschließend referierte RA Günter Erdmann (SCHLARMANNvonGEYSO) zum Thema „Die Verhandlung internationaler Franchise- und Masterfranchiseverträge“.
Anhand vieler praktischer Erfahrungen und Beispiele konnte Günter Erdmann alle Anwesenden für die rechtlichen Problematiken internationaler Franchiseverträge sensibleren.
Insbesondere die rechtlich teilweise völlig unterschiedliche Herangehensweise amerikanischer Franchisegeber und die damit verbundene Problematik für deutsche Partner wurden beleuchtet.
Es standen aber nicht nur rechtliche Themen zur Diskussion, auch wurden soziokulturelle Problematiken vorgestellt, die nicht nur sehr anschaulich präsentiert wurden, sondern auch aufzeigten, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Denk- und Arbeitsmustern gibt, die regelmäßig beim Schritt ins Ausland unterschätzt bzw. nicht beachtet werden.

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Fazit

Das Franchise-Experten-Forum kann als voller Erfolg gewertet werden, wenngleich es Überlegungen gibt, die Themensetzung in Zukunft zu kanalisieren, um den Schwerpunkt auf weniger Gebiete zu legen und damit mehr Zeit und Raum für Diskussionen zu ermöglichen. Eine Fortsetzung ist schon in der Planung. Der DFV bedankt sich für die breit gefächerten und unbedingt als substantiell zu bezeichnenden Vorträge und hofft alle Referenten und Gäste auf der Nachfolgeveranstaltung begrüßen zu können.

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