Auf unterschiedlichen Wegen zum Franchise-Erfolg

Für das in Kürze erscheinende Buch „Erfolgreiches Franchise-System-Management“ arbeitete Dipl.-Kffr. Gerlinde Brinkel (Unternehmensberaterin, CUM NOBIS GmbH) in den vergangenen Jahren sehr eng mit dem Deutschen Franchise-Verband zusammen. Ziel war es, über Interviews und eine Umfrage, mehr über die Erfolgstreiber der deutschen Franchise-Wirtschaft zu erfahren.

Drei Blog-Beiträge geben nun einen Einblick in die Ergebnisse der Studie. Der erste Teil der Beitrags-Serie gibt Antwort auf die Frage: Verfolgen deutsche Franchise-Geber grundsätzlich ähnliche Strategien, um erfolgreich zu werden? Im zweiten Teil stehen die Erfolgsfaktoren der Aufbauphase eines Franchise-Systems im Vordergrund. Welche Faktoren das Wachstum eines Systems nachweislich befördern oder hemmen können, wird im dritten Teil thematisiert.

Fragestellung: Verfolgen deutsche Franchise-Geber grundsätzlich ähnliche Strategien, um erfolgreich zu werden?

Rund 120 Franchise-Geber aller Art nahmen an meiner Online-Befragung im Sommer 2013 teil. Im Fragebogen stellte ich den Teilnehmern zahlreiche Franchise-Erfolgsfaktoren vor, die ich bereits bei einer Vorstudie ermittelt hatte. Jeder Franchise-Geber sollte entscheiden, wie bedeutsam er/sie jeden Aspekt in Bezug auf den eigenen System-Erfolg einschätzt. Zu den Teilnehmern zählten Franchise-Geber mit unterschiedlicher Art. Dadurch war es mir möglich, die Unternehmen nach ihren Merkmalen (Systemgröße, Alter usw.) in verschiedene Gruppen einzuteilen und gegenüberstellend zu analysieren. Beispielsweise wurden die Antworten der Handels-Franchise-Geber mit denen der Gastronomie-/Hotellerie verglichen.

Eine Franchise-Verbandszugehörigkeit macht den Unterschied!

Bei den Analysen fand ich heraus, dass weder junge und alte – noch große und kleine Systeme, die vorgelegten Erfolgsfaktoren unterschiedlich beurteilten. Auch bei der Branche und Unabhängigkeitsgrad des Systems ergaben sich keine nachweisbaren Unterschiede.

Der erste Unterschied trat bei der Zugehörigkeit zu einem Franchise-Verband auf. Verbandsmitglieder schätzen laut den Daten verschiedene Maßnahmen, die das eigene System attraktiver machen, als bedeutend weniger erfolgsrelevant ein als Nicht-Mitglieder. Zu diesen Maßnahmen zählten in der Umfrage v.a. die gerechte Verteilung des Systemgewinns zwischen Zentrale und Partnern, das Hinzuziehen externer Berater zur Optimierung des Systems als auch überregionale Marketingmaßnahmen. Diesen Zusammenhang interpretiere ich folgendermaßen:

Die größte Herausforderung besteht aktuell darin, geeignete Franchise-Partner zu gewinnen. Genau bei diesem Problem hilft eine Verbandszugehörigkeit weiter. Die Mitglieder des Verbandes sind verstärkt in den Medien sichtbar und die Verbandszugehörigkeit wirkt als seriöses Gütesiegel. Nicht nur auf der Webseite des Verbandes sind die Unternehmen auffindbar. Auch die diversen Auszeichnungen und Veranstaltungen bringen die Verbandsmitglieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Aufmerksamkeit der so essentiellen Konsumenten als auch potentiellen Franchise-Partner wächst. Wahrscheinlich ist also, dass sich Mitglieder einer guten Sichtbarkeit erfreuen und sich daher selbst weniger um Breitenwirksamkeit bemühen müssen.

Außerdem könnte die Geringerschätzung dieser Maßnahmen ein Nachweis dafür sein, dass die attraktivitätssteigernden Maßnahmen bei Verbandsmitgliedern bereits zum Standard der Systemführung gehören und daher als vergleichsweise weniger wichtig bewertet werden.

Multinational-tätige Franchise-Geber achten auf Effizienz der Prozesse

Einen zweiten Unterschied ermittelte ich zwischen multinational tätigen und nationalen Franchise-Systemen. Von den multinationalen Unternehmen wurde die Effizienz im operativen Geschäft als signifikant wichtiger eingeschätzt als von lediglich national agierenden Franchise-Gebern. Effizienz im operativen Geschäft wurde durch hochqualifizierte Mitarbeiter in der Systemzentrale und ein hohes Maß an systemweiter Produkt- und Prozessstandardisierung abgebildet. Für diesen Befund liegt die Argumentation auf der Hand: Franchise-Systeme, die auch mit Franchise-Partnern aus weit entfernten Ländern und Kulturen zusammenarbeiten, sind die Aspekte Mitarbeiterqualifikation und Standards einfach essentiell, um die die tägliche Arbeit zu bewältigen. In diesen Systemen sind viele Dinge nicht auf „kurzem Dienstweg“ zu erledigen. Die Steuerung ausländischer Franchise-Partner stellt höhere Anforderungen an Personal, Prozesse und Produkte bzw. Dienstleistungen, um die Qualität systemweit aufrecht erhalten zu können.

Fazit

Unter den Verbandsmitgliedern befinden sich sehr gut aufgestellte Franchise-Unternehmen, die ihr System fair und attraktiv gestalten. Außerdem erscheint die Verbandsmitgliedschaft ein probates Mittel zu sein, um die System-Bekanntheit unter potentiellen Franchise-Partnern zu erhöhen. Ein Verbandseintritt ist somit eine empfehlenswerte Maßnahme für Franchise-Systeme, die wachsen möchten.

Als multinationales Unternehmen sollten Sie darauf achten, dass Sie hochqualifiziertes Personal in der Zentrale beschäftigen, die den überdurchschnittlichen Anforderungen der Internationalität gewachsen sind. Außerdem spielen für Sie eine optimale Produkt- und Prozessstandardisierung eine herausragende Rolle.

In meinem nächsten Blog-Beitrag spreche ich über die in der Umfrage ermittelten Erfolgsfaktoren der System-Aufbauphase!

Gastautorin: Gerlinde Brinkel

Beraterin (Franchise, Strategie, Nachfolge)
CUM NOBIS Gesellschaft für systemische Unternehmensentwicklung mbH
Tel. +49 7123 / 97570
gerlinde.brinkel@cumnobis.de
www.cumnobis.de

Kommentare