Franchise ist viel mehr als nur ein Vertriebskanal!

Unter dem Motto „Franchise anders denken“, führte Torben L. Brodersen das erste Interview dieser Reihe mit Valerie Bönström, Gründerin und Inhaberin von Mrs.Sporty. Im Gespräch berichtet sie von den Erfahrungen mit ihrem Franchisesystem und erklärt, wie sie Franchise aktuell und in Zukunft sieht.

Torben L. Brodersen: Frau Bönström, Sie haben mit Mrs.Sporty ein erfolgreiches Franchisesystem im Bereich Frauenfitness aufgebaut und sind seit 10 Jahren am Markt. Wie sehen Sie Franchise heute?

Valerie Bönström: Franchisesysteme werden heute oft immer noch als reine Vertriebssysteme gesehen, um schnelles Wachstum zu generieren. In diesem Geschäftsmodell steckt jedoch viel mehr und dies sollte unbedingt auch genauer erklärt und dargestellt werden.
Viele Dienste sind heute jederzeit im Internet abrufbar. Dies hat auch einen großen Einfluss auf Franchisesysteme. Um im harten Wettbewerb am Markt bestehen zu können, kommt es deshalb immer mehr auf Qualität und guten Service an, sowohl dem Endkunden gegenüber als auch den Franchisepartnern. Das heißt, Franchisezentralen müssen mehr denn je Dienstleister sein, gegenüber ihren Kunden und Mitarbeitern.
Denn gut qualifizierte Mitarbeiter fehlen heute an vielen Stellen, so auch bei den Franchisepartnern, bei denen der Wettbewerb um gute Arbeitskräfte auch untereinander groß ist.

Torben L. Brodersen: Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich aktuell in der Franchisezentrale?

Valerie Bönström: Eines unserer großen Themen ist zurzeit die Vorgehensweise bei der Standortwahl. Dieser ist für den wirtschaftlichen Erfolg eines Franchisenehmers entscheidend. Deshalb haben wir ein Analysetool entwickelt, mit dem der Standort vor Auswahl und während seiner Laufzeit genau nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten analysiert und überwacht werden kann.
Ich würde jedem Franchisegeber raten, seine Partner bei der Standortwahl zu unterstützen und für den Erfolg des gesamten Franchisesystems ein solches Analysetool zu installieren.
Ein weiteres Thema bei Mrs.Sporty ist derzeit die Internationalisierung. Ganz besonders wichtig bei der Expansion ins Ausland ist das Verständnis für die jeweiligen kulturellen Gegebenheiten und die Unterschiede zum Heimatmarkt sowie die Betrachtung des Wettbewerbs.
Existiert das Geschäftsmodell bereits an einem ausländischen Markt, sollte man sich vorher genau überlegen, ob und mit welcher Strategie man in diesen Markt eintritt, da der Markt dort schon „verbrannt“ sein könnte.
Ein gut durchdachtes, schlüssiges und funktionierendes Franchisekonzept dagegen kann als Pionier in einem Land großen Erfolg haben.

Torben L. Brodersen: Die Franchisewirtschaft ist stark männerdominiert. Was können Ihre männlichen Kollegen von Frauen lernen?

Valerie Bönström: Frauen und Männer haben unterschiedliche Stärken. Frauen sind oft besser organisiert und strukturiert als ihre männlichen Kollegen jedoch auch selbstkritischer, emotionaler und risikoscheuer und machen sich oft zu viele Gedanken.
Ich denke, dass Frauen und Männer als Team am besten zusammen funktionieren indem sie ihre Stärken gemeinsam nutzen und sich gegenseitig ergänzen. Einige solcher Beispiele haben wir auch schon oft in unserem Franchisesystem bei Franchisepartnern beobachtet, die mit ihren Partnern zusammen erfolgreich einen oder mehrere Betriebe führen.

Torben L. Brodersen: Wie unterstützen Sie Ihre Franchisepartner, die zum Beispiel gewisse Entwicklungsblockaden haben?

Valerie Bönström: Allen unseren Franchisepartnern bieten wir regelmäßig die Möglichkeit eines GROW-Modell Coachings (Goal Reality Options Way) an. Mit dessen Hilfe können sie ihre kurz- oder langfristigen Ziele festlegen, ihre aktuelle Situation überprüfen sowie ihre Optionen und den Weg zur Zielerreichung herausarbeiten.

Torben L. Brodersen: Wie überzeugen Sie Ihre Franchisepartner davon, Neuerungen anzunehmen und sich weiter zu entwickeln?

Valerie Bönström: Franchisepartner haben bei Mrs.Sporty die Wahl, ob sie eine Neuerung übernehmen möchten oder nicht. In der Regel pilotieren wir diese zuerst in einigen Clubs und zeigen ihnen dann die Entwicklung auf. Ihnen ist dann freigestellt, ob sie die Neuerung mit übernehmen möchten oder nicht.

Torben L. Brodersen: Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?

Valerie Bönström: Ich würde mir mehr Geld für Aus- und Weiterbildung sowie für die Kinderförderung wünschen. Außerdem sollten Frauen besser bei der Kinderbetreuung unterstützt werden, um weiterhin ihren Berufen nachgehen zu können.
Der Kündigungsschutz für Arbeitnehmer sollte überdacht und unser Arbeitssystem mehr nach Leistung ausgerichtet werden.
Zusätzlich sollte die Politik stärker auf die Qualifizierung von Einwanderern setzen, um Menschen mit ausländischem Hintergrund schneller und besser zu integrieren. Sie sollten vor einem Umzug nach Deutschland bereits in mit der deutschen Sprache gefördert werden. Denn nur wer die deutsche Sprache spricht, hat eine gute Chance in Deutschland langfristig erfolgreich Fuß zu fassen.

Torben L. Brodersen:
Wie sieht für Sie Franchise in Zukunft aus und worauf wird es ankommen?

Valerie Bönström: Das Bestehen bzw. der Erfolg eines Franchisesystems wird in Zukunft noch stärker vom Konzept abhängen. Denn Franchisepartner sind auch unsere Kunden und entscheiden immer mehr danach, was ihnen geboten wird.
Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Franchisesysteme Anreize schaffen, um ihre Mitarbeiter zu motivieren. Franchisenehmer sollten tatsächlich auch als Partner betrachtet werden und in Entscheidungsfindungen, die das gesamte System betreffen, demokratisch mit einbezogen werden.

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Bönström

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