Zum KfW-Gründungsmonitor – ein Kommentar

Immer weniger Deutsche wagen den Schritt in die Selbstständigkeit, das ist das Ergebnis des kürzlich vorgelegten Gründungsmonitors der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Wie die Zahlen belegen, sind Existenzgründungen im Jahr 2015 um satte 17 Prozent zurückgegangen. Ein Grund dafür: Die stabile wirtschaftliche Lage.

Die positive Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt wirkt sich primär auf das Gründungsgeschehen aus. So standen im Jahr 2015 rund 109.000 weniger „Notgründer“ als Vollerwerbsgründer zur Verfügung. Nur zehn Prozent waren vor ihrem Schritt in die Selbstständigkeit arbeitslos gemeldet. Das sind so wenige wie nie zuvor.

Aktuell gilt: Mehr Klasse als Masse! Hielten sich Chancen- und Notgründung vor fünf Jahren noch die Waage, dominieren aktuell erstere: Jeder zweite setzt mit seiner Gründung eine explizite Geschäftsidee um. Mit einem Minus von 15 Prozent sinkt diese Kategorie damit weniger stark. Positiv fallen in der aktuellen Erhebung die sogenannten Innovationsgründungen, also Startup-Gründungen auf. In 2015 stiegen diese sogar um  6 Prozent. Das mag daran liegen, dass erstmals auch digitale Gründungen mit in den Monitor aufgenommen wurden. Immerhin machen sie ein Fünftel der gesamten Gründungstätigkeit aus. Laut KfW-Monitor dominierten im Jahr 2015 also Existenzgründungen, die mit innovativen Produkten bzw. Dienstleistungen und neuen Mitarbeitern für mehr Nachhaltigkeit am Markt sorgen – das ist laut KfW-Zahlen fast jede zweite Gründung. Damit bringt das Gros eine höhere strukturelle Qualität in das bundesdeutsche Gründungsgeschehen ein. Das tut die deutsche Franchisewirtschaft allerdings auch. Beruht die Motivation der Franchisegründer im Vergleich zu Startups aus der IT-Szene zwar weniger auf einer kompletten Neugründung, so profitieren sie von der ursprünglichen innovativen Gründungsmotivation des Franchisegebers – oftmals wurden hier Meilensteine gesetzt.

Nicht zu vergessen ist der Nachhaltigkeitsgedanke, dem sich die Franchisebranche konsequent verschrieben hat. Schließlich ist jede Gründung eines Franchiseunternehmens auf Bestand angelegt. Das belegen auch Zahlen des Deutschen Franchise-Verbandes e.V. (DFV): Rund 82 Prozent der neugegründeten Franchiseunternehmen sind auch nach drei Jahren noch am Markt aktiv. Demgegenüber stehen KfW-Zahlen, die  eine allgemeine Abbruchquote von rund 30 Prozent innerhalb der ersten drei Jahre aufzeigen.

Also Innovation versus Sicherheit? Die KfW-Zahlen zeigen, Neugründer haben vermehrt mit Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen. Was ihnen fehlt ist eine vertrauensbildende Firmenhistorie ebenso wie Sicherheiten. Auf sich allein gestellt, können solche Hürden bereits das Ende der Wunsches „Selbstständigkeit“ bedeuten. Wie wichtig es ist, sich gerade in der Ideenfindung- und Gründungsphase auf verlässliche Informationen zu stützen, darauf weist der DFV hin. Schließlich können sich interessierte Gründernaturen als Franchisenehmer auf das Netz, die Erfahrung und nicht zuletzt auf eine etablierte Marke des Systems verlassen. Und auch der DFV bietet zahlreiche Praxisleitfäden und Informationen für Gründungswillige. Die vielleicht keine „innovative“ Geschäftsidee mitbringen, wohl aber das Ziel, in einem attraktiven und frischen Markt die Idee des Gründers weiterzutragen. Und zwar in einer aktiven Lern- und Innovationsgemeinschaft: Selbstständig – erfolgreich – partnerschaftlich.

Gründungskultur etablieren und Rahmenbedingungen anpassen. Das ist eine der Hauptforderungen des DFV an die politischen Entscheidungsträger. Aktuell arbeitet der Spitzenverband der Deutschen Franchise-Wirtschaft an einem Positionspapier zur Gründungsfinanzierung, das in Kürze den federführenden Ministerien übergeben wird. Damit geht der DFV mit den gegenwärtigen fraktionsübergreifenden politischen Forderungen konform, bessere Bedingungen für Gründer und Investoren zu schaffen. Sicher, Deutschland braucht mehr Unternehmensgründungen, das liegt auf der Hand. Der Ruf nach mehr Startups und innovativen Gründungsideen wird das derzeitige Minus bei den Unternehmensgründungen allein kaum ausgleichen können. Um dem oft zitierten „Gründerland Deutschland“ mehr Inhalt zu verleihen, bedarf es endlich  praktischer Maßnahmen und einer bereits seit langem durch den DFV geforderten fruchtbaren Gründungskultur in Deutschland.

 

 

 

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