Gründerwoche 2016: Keine Selbstständigkeit ohne unternehmerisches Denken – Kornelia Hubatsch im Interview

hubatsch_01Im Rahmen der Gründerwoche 2016 kommen im DFV-Blog Gründer zu Wort, die sich für die Selbstständigkeit innerhalb eines Franchisesystems entschieden haben. Welche besondere Bedeutung beispielsweise die Standortwahl für eine erfolgreiche Gründung hat, darauf geht Kornelia Hubatsch, Franchisenehmerin der Schülerhilfe, in ihrem Interview genauer ein. Das Gespräch führte Torben Leif Brodersen.

Brodersen: Frau Hubatsch, Sie sind bereits seit 2007 Franchisenehmerin. Nach welchen Kriterien bewerten Sie, ob ein Standort für die Schülerhilfe geeignet ist?


Hubatsch: Bei der Wahl eines Standortes für die Schülerhilfe ist es ratsam, sich auf die Erfahrungen des Franchisegebers zu verlassen. Der Standort-Check der Schülerhilfe analysiert verschiedene Kriterien, die grundsätzlich bei der Wahl Berücksichtigung finden sollten. Wichtig sind beispielsweise das Schulangebot, also welche Schulformen sich in der Nähe befinden, welche Angebote von Seiten der Schulen (Ganztagsschule etc.) zur Verfügung gestellt werden, die Schülerzahlen, Mitbewerber, das Immobilienangebot oder auch die Infrastruktur.

Brodersen: Wie schätzen Sie es ein, ist die Auswahl eines Standortes besser in der Hand der Franchisezentrale aufgebhoben oder kann gerade hier ein Franchisenehmer mit besonderer Ortskenntnis der besser informierte Entscheider sein?

Hubatsch: Wie bereits erwähnt, sollte man der langjährigen Erfahrung seines Franchisegebers vertrauen. Dennoch ist es mindestens genauso wichtig, den Ort seiner zukünftigen Wirkungsstätte näher kennenzulernen: Wie ist die örtliche Lage der Schulen? Woher kommen die Schüler? Wie ist es um die öffentlichen Verkehrsmittel bestellt? Sind Universitäten oder Fachhochschulen in der Nähe, aus denen gegebenenfalls Nachhilfelehrer rekrutiert werden können? Der Franchisenehmer muss letztendlich die Entscheidung für den Standort treffen und sollte daher unbedingt seine Erkenntnisse vor Ort mit in den gemeinsamen Entscheidungsprozess einfließen lassen.

Brodersen: Sie haben ein betriebswirtschaftliches Studium absolviert und waren danach schwerpunktmäßig im Vertrieb tätig. Wie helfen Ihnen die in dieser Zeit gewonnenen Erfahrungen in Ihrer heutigen Tätigkeit?

Hubatsch: Ich habe von Anfang an von meinen Erfahrungen im Vertrieb profitieren können. Die Tätigkeiten in einem Schülerhilfe-Institut sind sehr vielseitig und reichen von Marketing über Beratung und Verkauf bis hin zum Personalmanagement und Controlling. Natürlich findet das alles in viel kleinerem Rahmen statt und ich habe den Vorteil, wichtige Fragen mit meinen Franchisekolleginnen und den Fachabteilungen der Schülerhilfe-Zentrale in Gelsenkirchen zu klären.

Brodersen: Welche persönlichen Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach essenziell für eine erfolgreiche Selbstständigkeit im Allgemeinen und für die Arbeit der Schülerhilfe im Speziellen?

Hubatsch: Eine Selbstständigkeit setzt unternehmerisches Denken und eine vernünftige Risikobereitschaft voraus. Die Fähigkeit, wichtige, manchmal auch unkonventionelle Entscheidungen zu treffen und die Folgen abzuwägen sowie die Neugier und der Mut, Neues zu wagen sind ebenso von großer Bedeutung. Schließlich wollen wir nicht nur die Erwartungen unserer Kunden erfüllen, sondern wollen sie immer wieder auch begeistern und überraschen. Besonders wichtig ist: Wir arbeiten mit Menschen. Grundvoraussetzung ist da natürlich eine hohe soziale Kompetenz. Unsere Kunden kommen aus allen Schichten unserer Gesellschaft, die Kinder leben in intakten oder getrennten Familien. Unsere Aufgabe ist es deshalb ganz besonders einfühlsam zu sein, Lösungen anzubieten und zu helfen, und so zumindest die schulischen Probleme in den Griff zu bekommen. Das erfordert ein hohes Maß an Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen.

Brodersen: Abschließend möchte Sie bitten, uns noch einige wertvolle Praxistipps für andere Franchisenehmer und solche, die es werden wollen, mit auf den Weg zu geben.

Hubatsch: Wichtig ist zu allererst die Frage: Kann ich mich mit dem Unternehmen identifizieren? Zum anderen ist es natürlich von Bedeutung, ob ich meine persönlichen und beruflichen Ziele in diesem System erreichen kann. Nur wenn die Antwort ja lautet, haben Franchisenehmer und Franchisegeber eine erfolgreiche Zukunft vor sich. Um dies sicher zu stellen  muss natürlich das Wachstumspotential der entsprechenden Branche analysiert werden. Vor dem Start als Franchisenehmer muss das finanzielle Risiko abgewogen und die Höhe des Eigenkapitals realistisch bewertet werden. Nur so gibt es später kein böses Erwachen. Vorab zu prüfen gilt auch die Bereitschaft des Franchisegebers, seine Partner in allen wichtigen Belangen aktiv zu unterstützen, schließlich sollte kein Part innerhalb einer Franchisepartnerschaft das Gefühl haben, allein mit allem da zu stehen.

Brodersen: Frau Hubatsch, vielen Dank für das Gespräch!

 

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