Gastbeitrag: Unternehmensnachfolge in Franchisesystemen

Die Unternehmensnachfolge gilt als eine der schwierigsten unternehmerischen Aufgaben, da sie als diskontinuierliche Tätigkeit mit Einmaligkeitscharakter eine Entscheidung mit ungewissem Ausgang darstellt, bei deren Bewältigung das Informationsproblem dominierend im Vordergrund steht. Wie ein solcher Prozess für alle Beteiligten bestmöglich aufgesetzt werden sollte und was es hier genau zu beachten gilt, dazu informiert unser Assoziierter Experte Jörg T. Eckhold in diesem Gastbeitrag.

Die Komplexität und Vielfalt der Probleme bei der Nachfolgeregelung erfordert die Inanspruchnahme der beratenden Unterstützung durch ein Team aus Unternehmensberater, Steuerberater und Fachanwalt, so dass spezielle Beratungsabläufe gepaart mit einer analytischen Vorgehensweise sicher zum Ziel einer Nachfolgeregelung im Franchisesystem gelangen, um so fünf gleichwertige Gewinner zu schaffen:

  • den ausscheidenden Franchisenehmer
  • den angehenden und neuen Franchisenehmer
  • die Mitarbeiter
  • die Kunden
  • und natürlich auch den Franchisegeber

Unsere Betrachtungsweise gilt in der Regel dem Erhalt des Unternehmens und somit dem Gesamterfolg des Nachfolgeprozesses. Während dieses Übergabeprozesses stehen wir dem Franchisegeber, dem zukünftigen Franchisenehmer und allen handelnden Personen zur Verfügung.

Die systematische Vorgehensweise beim Nachfolgeprozess wird in sechs Phasen unterteilt:

  1. Ist-Aufnahme (Einarbeitung in die Gegebenheiten des System gebenden Unternehmens)
  2. Konzeptionserstellung (Nachfolgevariante)
  3. Unternehmensbewertung (unter Einbeziehung der branchenspezifischen Beeinflussungsfaktoren)
  4. Suche des Nachfolgers
  5. Closing
  6. Posttransaktion Phase

Die Ist-Aufnahme dient dazu, alle Informationen zum Unternehmen der Franchise-Systemzentrale in rechtlicher, steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht aufzunehmen, die es ermöglichen, ein Nachfolgekonzept und die Bewertung zu erstellen.

Parallel sollte zu diesem Zeitpunkt die objektive Bewertung des Systemgeberbetriebes einschließlich der Markenrechte betrieben und angestoßen werden. Innerhalb des Bewertungsberichtes bekommt ein möglicher Nachfolger oder Käufer prinzipiell einen sehr tiefen Einblick in das jeweilige Zielunternehmen. Hierdurch kommt der Übergeber/Verkäufer seiner Haftungs- und Informationspflicht nach.

Aus den Informationen der Ist-Aufnahme, der zuerst schriftlichen und dann im Interview plausibilisierten Informationen und dem Ergebnis der Bewertung des Unternehmens, lässt sich das mögliche Übergabe-/Übernahme-Konzept ableiten.

Aus dem Übergabekonzept lassen sich auch Zielprofile und damit die Suche nach geeigneten Übernehmer-/Käufertypen ableiten. Somit kann der Suchprozess in Gang gesetzt werden, falls kein Übernehmer innerhalb der Familie oder des eigenen Unternehmens vorhanden ist.

Der Übernahmeprozess sollte und muss begleitet werden. Diese Phase nennt man die Posttransaktionsphase. Sie dient der Aufrechterhaltung des Lizenz-Franchisesystems mit all seinen Facetten und dauert in der Regel 1 – 2 Jahre. Die Praxis zeigt uns, dass es sehr wichtig ist, regelmäßige Gesprächsrunden zu führen, um den Kommunikationsfaktor zwischen Übergeber und Übernehmer so hoch wie möglich zu halten, da die Posttransaktionsphase besonders heikel ist und hier ein Punkt erreicht werden kann, an dem viele Unternehmensnachfolgen tatsächlich noch scheitern. Die Gründe dafür finden sich häufig in einer unausgesprochenen Unzufriedenheit, da oftmals die persönlich gesteckten Ziele des Übergebers und des Übernehmers bedingt durch das laufende Tagesgeschäft nicht eingehalten werden können. Wenn diese Unzufriedenheiten aber rechtzeitig kommuniziert werden, können die Probleme beseitigt werden und der erfolgreichen Übergabe steht nichts mehr im Weg.

Das Thema Unternehmensnachfolge in Franchisesystemen ist sehr komplex und umfangreich und wurde in diesem Blog nur kurz angerissen. Weitere vertiefende Informationen erhalten Sie im Fachbeitrag „Die Nachfolge im Franchise“, der >> hier << als PDF zum Download bereit steht. Darüber hinaus steht Verbandsmitgliedern ein ausführlicher Leitfaden zur Unternehmensnachfolge exklusiv im OnlineForum zur Verfügung.

 


 

Zum Autoren: Seit 1992 begleitet Jörg T. Eckhold nationale, wie auch internationale Franchise- und Lizenzsysteme. Zu seinen Mandanten zählen Systemgeber aller Branchen bzw. Unternehmen, die mit einem weiteren Vertriebsinstrument zukünftig lizensieren oder verfranchisen wollen. Eine Stärke der Eckhold Consultants GmbH Beratungsgesellschaft ist die Systementwicklung, Systemkonvertierung und die Systemexpansion auf dem deutschen oder internationalen Markt. Jörg T. Eckhold ist zudem Assoziierter Experte im Deutschen Franchiseverband.

 

 

 

 

 

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