Franchise anders denken – Start einer Interviewreihe

Die mittelständische Wirtschaft befindet sich mitten in einem fundamentalen Wandlungsprozess. Äußere Rahmenbedingungen für Unternehmen ändern sich permanent und schaffen neue Herausforderungen, der sich vor allem auch die Franchisewirtschaft vermehrt stellen muss:

– die Digitalisierung greift immer mehr Raum
– das Konsumverhalten der Kunden befindet sich in einem drastischen Veränderungsprozess (spürbar vor allem im Handel sowie der Gastronomie)
– innerhalb der unterschiedlichen Märkte und Branchen hat ein harter Verdrängungswettbewerb eingesetzt
– die Gründerszene in Deutschland liegt am Boden, auf eine Reanimation besteht derzeit wenig Hoffnung
– nicht zuletzt schaffen die politischen Rahmenbedingungen immer mehr Auflagen („Auflagen“ streichen und ersetzen durch „Bürden“) für mittelständische Unternehmen (Mindestlohn-Verordnung oder Rente mit 63)

Franchiseunternehmen werden morgen nicht mehr so funktionieren wie gestern oder gar vorgestern. Diese Partnerschaft selbständiger Unternehmer befindet sich ebenso wie die mittelständische Wirtschaft selbst in einer Metamorphose. Der Grund hierfür ist einfach: auf alle fünf oben genannten Rahmenbedingungen muss die Franchisewirtschaft gesonderte Lösungen finden. Durch ihren Netzwerkcharakter befinden sich alle Franchiseunternehmen unter ihrem entsprechenden Markendach und stehen damit (konsequenterweise) gemeinsam vor der Aufgabe, Antworten auf die Veränderungsprozesse zu finden. Selbstverständlich sind hier insbesondere die Franchisegeber, die Franchisezentralen gefordert. Denn sie sind es, die ihr Konzept vordenken und Innovationen am Konzept vorantreiben sollten. Das kann allerdings wiederum nur in engem Schulterschluss mit den Franchisepartnern geschehen, die mit ihrem Erfahrungsschatz wesentlich zur Weiterentwicklung des Gesamtkonzeptes beitragen. Und sie sind es, die Innovationen später auch vor Ort umsetzen müssen. Insofern steigt die Abhängigkeit der Franchisezentralen sowie der Partner vor Ort und umgekehrt. Das bietet für Franchisesysteme enorm große Chancen, aber vor allem auch organisatorische Herausforderungen.

Das Franchiseprinzip findet parallel immer mehr Anwendung. Die Standardisierung und Multiplikation von Geschäftsmodellen jedweder Art ist ein attraktives Expansionsmodell. Aber die Mechanismen verändern sich. Wie Franchise in Zukunft erfolgreich angewandt wird, will der DFV in den kommenden Monaten stärker diskutieren. Unter dem Motto “Franchise anders denken” führen wir daher aktuell Interviews mit Franchiseexperten durch. Diese werden unter anderem hier auf dem Blog veröffentlicht. Wir freuen uns auf einen lebendigen und aktiven Diskurs zu diesem Thema.

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DFV Interview-Serie: Erfolg kommt durch die Auswahl der richtigen Mitarbeiter!

In der neusten Ausgabe unserer Interview-Serie konnte DFV Geschäftsführer Torben L. Brodersen mit einer Franchisenehmerin von ASL-Alles Saubere Leistung sprechen.
Marion Wartenberg ist seit fast 10 Jahren Agenturleiterin einer ASL Agentur am Bodensee, mit Filialen in Friedrichshafen, Ravensburg, Markdorf, Lindau und Überlingen.

Torben L. Brodersen: Frau Wartenberg, letzte Woche sprachen wir mit Herrn Hans-Georg Metelmann, Franchisenehmer seit über 10 Jahren. Auch Sie können als Franchisenehmerin bei ASL bald das zehnjährige Jubiläum feiern, sind erfolgreicher IHK-Ausbildungsbetrieb und wurden letzten Monat vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales ausgezeichnet. Woher kommt dieser Erfolg?

Marion Wartenberg: Mein Motto lautet: Wer nicht wirbt der stirbt.
Meiner Meinung nach kommt der Erfolg durch die eigene Überzeugung des Firmenkonzepts und natürlich auch durch die Auswahl der richtigen Mitarbeiter. Unter 20 Bewerbern ist leider meist nur eine neue Mitarbeiterin für uns dabei. Diese Mitarbeiterin muss man die ersten 3 Monate intensiv schulen und führen, was meinen Mitarbeitern und mir viel Arbeit bereitet. Zufriedene und langjährige Kunden bestätigen unsere intensive Vorgehensweise.
Des Weiteren ist mein Unternehmen zukunftsorientiert, die Arbeit einer Putzfee wird immer gebraucht.

Torben L. Brodersen: Selbstständigkeit bedeutet auch, dass Sie ein größeres Risiko tragen als Angestellte. Warum haben Sie sich trotzdem dafür entschieden?

Marion Wartenberg: Weil ich damals in einer Situation war, alleinerziehende Mutter mit einem Kleinkind, die aus damaliger Sicht keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hat. Nur Hausfrau zu sein und mich auf Unterstützung zu verlassen war nie eine Option für mich. Der Stand der Kinderbetreuung, den wir heute haben, war damals noch nicht so ausgeweitet.
Ich selbst war aber auch immer eine Person, die sich schlecht unterordnen konnte und lieber mit Risiko durch die Wand ging als Arbeit nach Anweisung zu erledigen.

Torben L. Brodersen: Welche Vorteile sehen Sie in einer Selbstständigkeit mit Franchising?

Marion Wartenberg: Der Start in die Selbstständigkeit wird erleichtert, man wird „ an der Hand genommen“, Vorlagen und rechtliche Grundlagen werden gegeben.

Torben L. Brodersen: Welche fünf Praxistipps würden Sie Franchise-Interessierten mit auf den Weg geben, die mit Franchising den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen?

Marion Wartenberg:

1) Den Franchisegeber zu prüfen.

2) Intensiv mit dem Franchisegeber zusammenarbeiten, auch wenn Schwierigkeiten oder Unklarheiten auftauchen.

3) Richtlinien und Arbeitsgänge des Franchisegeber übernehmen.

4) Den informativen Austausch aller anderen Franchiseunternehmer bei Franchise-Treffs suchen. Dies bedeutet nicht nur Input für das eigene Unternehmen, sondern auch Erholung und Entspannung während der mehrtätigen Schulungen.

5) Sich immer wieder einen „Energieschub“ vom Franchisegeber einholen.

ASL

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DFV Interview-Serie: Sich selbstständig zu machen, heißt nicht, dass man alles alleine machen muss: Neugründer dürfen und sollten sich Rat holen.

Diesmal sprach DFV Geschäftsführer Torben L. Brodersen mit Hans-Georg Metelmann, langjähriger und erfolgreicher Franchisenehmer bei k kiosk.

Torben L. Brodersen: Guten Tag Herr Metelmann. Sie sind inzwischen seit zehn Jahren Franchisenehmer im k kiosk-System. Was sollten Franchisegeber und Franchisenehmer beachten, wenn Sie eine ebenso dauerhafte und erfolgreiche Partnerschaft aufrecht erhalten wollen?

Hans-Georg Metelmann: Als Franchisenehmer sollte man bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Ohne die fällt es schwer, langfristig zu bestehen. Zunächst einmal sind die kaufmännische und fachliche Qualifikation sowie unternehmerisches Denken wichtig. Eine 40-Stunden-Woche ist als Kioskbetreiber passé, Kunden- und Serviceorientierung steht jetzt im Vordergrund – zu jeder Zeit. Aber auch eine gewisse finanzielle Grundlage muss vorhanden sein, um gut zu starten und langfristig erfolgreich zu sein. Im Gegenzug wird der Franchisenehmer beim Schritt in die Selbstständigkeit intensiv begleitet – angefangen bei der Standortwahl über die Mietvertragsgestaltung bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe an einem Standort mit hoher Kundenfrequenz.

Torben L. Brodersen: Gab es einen besonderen Höhepunkt in ihrer Zeit als Franchisenehmer bei k kiosk?

Hans-Georg Metelmann: Die Neueröffnung meines zweiten Geschäfts in Bobenheim-Roxheim 2008 und die Erweiterung im Jahr 2012 von 55 auf 100 Quadratmeter.

Torben L. Brodersen: Welchen Vorteil hat es, Ihre Filialen im k kiosk-Netzwerk zu betreiben?

Hans-Georg Metelmann: Die Stärken des k kiosk-Franchisemodells sind eine faire und offene Zusammenarbeit und die übersichtliche Kostenstruktur für Franchisepartner. Außerdem wird man trotz Franchising als selbständiger Unternehmer behandelt. Diese drei Punkte stehen für mich im Vordergrund.

Torben L. Brodersen: Unter unseren Lesern sind auch viele Franchise-Interessenten, die den aufregenden Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen. Haben Sie abschließend fünf Praxistipps, die dabei zu beachten sind?

Hans-Georg Metelmann:

1. Die Perspektive des Kunden einnehmen: Das Geschäft sollte übersichtlich und kundenfreundlich eingerichtet sein, so dass Kunden schnell finden, was sie suchen. Im Kioskbereich stören zum Beispiel zu viele Ständer nur.

2. Gerade als Neueinsteiger, der sich erst etablieren muss, ist es ganz wichtig, auf die Kundenwünsche einzugehen – egal, ob es sich um Nachbestellungen von Zeitungen und Zeitschriften handelt oder besondere Tabak- bzw. Zigarettensorten angefragt werden. Das gilt natürlich auch für jede andere Branche.

3. Eine hundertprozentige Warenbevorratung ist hilfreich, um Kundenwünsche direkt erfüllen zu können.

4. Auch wenn man Anfang sehr viel tun hat und sich alles erst einspielen muss: Auf Sauberkeit und Ordnung zu achten sollte nicht vergessen werden, denn der erste Eindruck zählt.

5. Sich selbstständig zu machen, heißt nicht, dass man alles alleine machen muss. Neugründer dürfen und sollten sich ruhig Rat holen, gerade in Finanzierungsfragen.

Hans-Georg Metelmann

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