25 Jahre Deutsches Franchise-Institut: Stetiger Beitrag zur Professionalisierung des Franchisings in Deutschland

Im Oktober besteht das Deutsche Franchise-Institut (DFI) seit 25 Jahren. Anlässlich des Jubiläums haben wir mit Dr. Hubertus Boehm (SYNCON München) gesprochen. Er ist Mitbegründer des DFI und bis heute geschätzter Referent. Der erfahrene Franchiseberater zählt zu den Pionieren des Franchisings in Deutschland und berichtet über die Anfänge des DFI, die aktuelle Situation und Perspektiven der deutschen Franchisewirtschaft. Und warum das DFI zu Beginn um seinen Namen kämpfen musste.

Herr Dr. Boehm, Sie haben das DFI 1990 mitbegründet. Wie kam es dazu?

„Es gab damals mehrere Anbieter von Seminaren, v.a. den Deutschen Franchise-Verband, die Nürnberger Akademie für Absatzwirtschaft und SYNCON. Auf Initiative des DFV entstand die Idee, die vorhandenen Kompetenzen zu bündeln und die Ressourcen in einer gemeinsamen Institution besser zu nutzen. Allerdings wären wir fast schon am Eintrag ins Handelsregister gescheitert. Die IHK München lehnte aufgrund des Alleinstellungsanspruchs durch den Namensbestandteil „Deutsches“ ab. Wir schrieben dann bundesweit alle Handelskammern an. Bei einer einzigen war es möglich den Namen „Deutsches Franchise-Institut“ eintragen zu lassen – in Wuppertal! Daher residierte das DFI zunächst in der Kanzlei von RA Helmuth Liesegang, ebenfalls seit Beginn Referent im DFI.“

Welche Intention war mit der Gründung des DFI verbunden?

„Unsere Ziele waren, die neuen Franchisesysteme beim Aufbau zu unterstützen und sie vor Fehlern zu bewahren. Zudem ging es darum, die Arbeit der Franchisegeber zu professionalisieren und die Idee des Franchisings zu verbreiten. Damals war man ja in der Wirtschaft mit dem Franchise-Gedanken noch nicht so vertraut.“

Und sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

„Das DFI hat in den vergangenen 25 Jahren einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung im Franchising geleistet. Und dabei denke ich insbesondere an das Intensivseminar „Schule des Franchising“, das schon seit der Gründung des DFI sehr erfolgreich ist und bislang von etwa 1.500 Teilnehmern besucht wurde. Früher nahmen fast ausschließlich potenzielle Franchisegeber daran teil, heute kommen immer mehr der Teilnehmer aus den Systemzentralen. Auch das ist für mich ein Zeichen der Professionalisierung.“

Sie sind seit 25 Jahren als Referent an Bord des DFI. Wie haben sich die Themen und Inhalte gewandelt?

„Zunächst stand das Wesen des Franchisings und der Systemaufbau im Vordergrund. Wie gesagt, waren das Verständnis der Franchisephilosophie und der Wirkungsmechanismen noch nicht weit verbreitet. Außerdem waren rechtliche Aspekte ein großes Thema, denn es gibt ja kein Franchisegesetz und die Rechtsprechung war noch nicht so ausgeprägt. Heute stehen andere Themen im Vordergrund, z.B. die Gewinnung von Franchisenehmern. Das war damals nicht so problematisch. Zum einen gab es nicht so viele Franchisegeber, die um Partner konkurrierten, zum anderen waren mehr Gründungswillige da.“

Wie schätzen Sie die Situation der deutschen Franchisewirtschaft heute ein?

„Die Mehrheit der Systeme ist heute im Dienstleistungsbereich angesiedelt und es gibt dort viele neue Konzepte auf dem Markt. Vor 25 Jahren dominierten die Handelssysteme. Zudem hat die Zahl der Franchisesysteme erheblich zugenommen. Allerdings hat die Mehrzahl weniger als 20 Franchisenehmer . Dies ist bedenklich, soweit es sich nicht um junge Systeme in der Startphase handelt. Denn in der Regel wird der „Break Even“ erst bei 30 bis 40 Partnern erreicht. Und wenn ein Unternehmen jahrelang unterhalb der Gewinnschwelle arbeitet, kann das eigentlich kaum gut gehen.“

Welche Gründe sehen Sie für die stagnierenden Expansion vieler Unternehmen?

„Vor allem das zu geringe Eigenkapital der Franchisegeber. Gewöhnlich ist als Startkapital mindestens ein sechsstelliger Betrag erforderlich, um ein Franchisesystem aufzubauen. Leider mangelt es noch immer an Finanzierungskonzepten für kleinere Systeme. Für sie brauchen wir aus meiner Sicht insbesondere Privatinvestoren. Ich denke da an ‘Franchise-Angel’.
Den zweiten Engpass sehe ich beim Potenzial an Franchisenehmern. Es ist schwer geworden, risikobereite Gründer zu finden. Davon abgesehen fürchte ich, dass viele Konzepte relativ ‘dünn’ sind, die Geschäftsideen keinen echten Wettbewerbsvorteil bieten. Andererseits gibt es aber auch immer wieder Systeme mit neuen Ideen und aussichtsreichen Konzepten.“

Und wo sehen Sie die Entwicklungspotenziale für das Franchising in Deutschland?

„Insbesondere bei den Filialisten sehe ich großes Potenzial. Sie haben keine Investitionsprobleme, stoßen aber mit ihren Personalfixkosten an Standorten mit geringerem Kaufkraftpotenzial an ihre Grenzen. Hier kann Franchising eine gute Lösung sein, denn Franchisenehmer erwirtschaften erfahrungsgemäß deutlich mehr Rohgewinn durch ihr unternehmerisches Engagement und ihre Eigenmotivation. Dadurch kann ein Franchisebetrieb dort noch leben, wo sich eine Filiale nicht mehr rechnet. Auch die Verbundgruppen des Handels könnten durch Franchising profitieren. Ein weiteres Feld sind nach unseren Erfahrungen mittelständische Unternehmen der Industrie, die mit Franchising international expandieren können.“

DFI-neu-web

Boehm

Kommentare