Gründerschwund? IfM Bonn setzt sich mit dieser Frage auseinander

In regelmäßigen Abständen veröffentlicht das Institut für Mittelstandsforschung Bonn zu Themen rund um den Mittelstand (IfM) den sogenannten IfM-Standpunkt.

Diesmal analysiert das IfM den Gründerschwund in Deutschland und versucht diesen in einer ganzheitlichen Betrachtung einzuordnen.

Was sagen die Zahlen

1. seit 2005 geht die Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen tendenziell zurückgeht
2. in 2014 ist die ist die Zahl von Gründungen, um etwa 28.000 (8,3 %) auf rund 309.900 weiter zurückgegangen

Welche Entwicklung ist zu beobachten

1. Abkehr vom traditionellen Gründungsgedanken (gründen, wachsen, vererben)
2. Starker Einfluss von technologischem und gesellschaftlichem Wandel auf das Gründungsgeschehen:

• Eine Gründung braucht nicht notwendigerweise, wie früher, eine hohe Kapitalquote sondern oft reichen ein Laptop, gute Kontakte, und ein Internetanschluss. Dies spiegelt auch die Zahl der Gründungen in Freien Berufen wider. Im vergangenen Jahr wagten 81.100 Personen diesen Schritt. Verglichen mit 1994 hat sich ihre Anzahl insgesamt um rund 130 % erhöht.
• hohe Nachfrage nach hochspezialisierten und individualisierten Dienstleistungen. Immer mehr Akademiker machen sich mit unternehmensnahen Dienstleistungen selbstständig.
• Kleinste Betriebsgrößen sind durch die modernen Kommunikationsmittel möglich.
• Hoher projektbezogener Vernetzungsgrad unter Start-ups.

Fazit des IfM

Das IfM Bonn rechnet für das laufende Jahr mit einem weiteren Rückgang der Gründerzahlen, warnt jedoch davor zu dramatisieren. Die positive Interpretation stützt das IfM auf die Qualität der Gründungen. Denn in 2014 war jede vierte gewerbliche Existenzgründung eine sogenannte “Betriebsgründung einer Hauptniederlassung”. Nach Auffassung des IfM kommt diesen Gründungen eine höhere wirtschaftliche Bedeutung zu als den Kleinstgewerbegründungen, weil sie entweder im Handelsregister eingetragen sind oder mindestens einen sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiter beschäftigen. Weiterhin steigt durch die Gründungen der wettbewerbsdruck auf bestehende Unternehmen. In Forschung und Entwicklung wird bei bestehenden Unternehmen von daher kontinuierlich investiert. Das IfM stellt abschließend fest, dass das Gründungsgeschehen die Unternehmenslandschaft vielfältiger macht. Neben den klassischen Unternehmensgründungen finden sich zunehmend Soloselbstständige und technologische Start-ups. Von dieser Vielzahl an kreativen Gründern gehen wichtige Impulse und führen zu einer permanenten Erneuerung und Modernisierung der Wirtschaft.

Fazit des DFV

Fakt ist, seit Jahren sind Unternehmensgründungen rückläufig. Der Anstieg bei den Freien Berufen schafft meist keine Arbeitsplätze und die Zunahme bei den Nebenerwerbsgründungen leistet nur einen geringen Beitrag zur Stärkung des Wettbewerbstandortes Deutschland. Die vom IfM beschriebenen hochtechnologisierten Start-ups sind wichtig, bilden in der Gesamtbetrachtung der Volkswirtschaft jedoch nur einen kleinen Anteil. Klassische Unternehmensgründungen sind notwendig, gerade in unserer dienstleistungsorientierten Wirtschaft. Auf die Fragen von Entbürokratisierung, verbesserte Finanzierungsmöglichkeiten, „zweite Chance“, Einbettung in das Bildungssystem – um hier nur ein paar Punkte aufzugreifen – sind bis heute keine Antworten gefunden. Das Versäumnis der Politik gründerfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen bleibt weiter bestehen und eine über Legislaturperioden hinweg eingeleitete Strategie zur Unternehmerkultur ist weiterhin nicht zu erkennen. Die Große Koalition hat trotz Ankündigungen der Priorisierung von KMU Politik noch keinerlei signifikante Maßnahmen eingeleitet. Gute zwei Jahre der politischen Gestaltung bleiben noch. Es gilt die Koalition weiter an ihre gemachten Wahlversprechen zu erinnern. Die Wirtschaft leistet Ihren Beitrag. Nun ist auch die Politik gefordert.

Den IfM-Standpunkt können Sie in Gänze hier nachlesen.

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